Das Schwellenländer-Universum
umfasst 26 Länder, in denen
Umwelt-, Sozial- und
Unternehmensführungskriterien
(ESG) eine viel größere Bedeutung
als in Industrieländern haben.
Es gibt dort mehr Möglichkeiten für
Unternehmen, sich zu verbessern,
und für Anleger, Veränderungen zu
bewirken – zum Wohl der
Gesellschaft sowie der Anleger
selbst. Das bedeutet positiven
Einfluss und größeres Potential für
die Generierung von Alpha.
Schwellenländer sind tendenziell
mehr auf natürliche Ressourcen
angewiesen und ihre
Verarbeitungsindustrie stützt sich
mehr auf Arbeitskräfte. Es besteht
also grundsätzlich mehr
Verbesserungspotenzial.
ESG-Standards gewinnen immer
mehr an Bedeutung. Denken Sie
an die wachsende Bevölkerung,
die aufstrebende Mittelschicht,
die Urbanisierung und den
steigenden Energieverbrauch.
Damit diese Volkswirtschaften auf
verantwortungsvolle Weise wachsen
können, braucht es natürlich
eine bessere Regulierung und
Unternehmensführung. Länder wie
China und Indien schreiten in Sachen
erneuerbare Energien mit großen
Schritten voran. Indien hat sich zum
Ziel gesetzt, bis 2027 57% seiner
Energie aus erneuerbaren Quellen
wie Wind- und Solarkraft
zu gewinnen.1
ESG-Anlagen in Schwellenländern
bieten Mehrwert. Studien der
Universität von Waterloo in
Kanada zeigen, dass der MSCI
Socially Responsible Investing
(SRI) Index nicht nur im Hinblick
auf die Durchschnittsrendite
höher rangierte als die meisten
Schwellenländerportfolios, er war
zudem weniger anfällig für negative
Impulse. 2
Fokus auf Qualität
Es bietet sich an, mit dem
Handelskrieg zwischen den USA
und China zu beginnen, der zu
einem der Markenzeichen der
Trump-Administration wurde.
Unter Biden werden sich die
Beziehungen zwischen den beiden
Ländern aller Voraussicht nach
deutlich entspannen, wobei der
Ton freundlicher und das Verhältnis
berechenbarer werden dürften.
Darüber hinaus gibt es
familiengeführte Unternehmen,
die sich laut Studien besser als
der Gesamtmarkt entwickeln. Zwar
zeichnen sie sich nicht immer durch
eine gute Unternehmensführung aus, doch die Interessen der Familie
gehen häufig mit Anlegerinteressen
einher, was langfristiges Wachstum
und die Vermeidung von Risiken
betrifft.
Natürlich gibt es auch viele schwarze
Schafe. Die Lage verbessert
sich zunehmend, doch lockere
Vorschriften und ein fragiles
politisches Umfeld führen dazu,
dass schlechte Praktiken weiter
fortbestehen.
Datenanalyse
Unsere Datenmodelle fungieren
als erste Einschätzung, die die
Fondsmanager als Ausgangspunkt
für intensives Research nutzen.
Es kann vorkommen, dass sich ein
Fondsmanager ein Unternehmen
anschaut, das der Auswertung
zufolge eine eher schlechte
Qualität aufweist, und dennoch der
Ansicht ist, dass es Anzeichen für
Verbesserungen gibt, die von der
Analyse noch nicht richtig erfasst
wurden. Der Fondsmanager hat
eine große Chance, positives Alpha
zu generieren, wenn er mit diesen
Unternehmen in Kontakt tritt und
versteckten Mehrwert ans Licht
bringt. Auf dieser Ebene finden
unsere fruchtbarsten Dialoge statt.
Es ist auch kaum zu erwarten, dass
sich Biden für eine Rückkehr der USA
zu asiatischen Handelsabkommen
wie der Transpazifischen
Partnerschaft einsetzen wird, aus
der sich Trump 2016 zurückgezogen hatte (die anderen Mitglieder
haben eine überarbeitete Fassung
des Abkommens ratifiziert, das
Comprehensive and Progressive
Agreement for Trans-Pacific
Partnership oder CPTPP; viele dieser
Mitglieder haben seitdem ein weiteres
asiatisches Handelsabkommen,
das RCEP, unterzeichnet). Nur
wenige gehen davon aus, dass der
Wiedereintritt für die USA Priorität
hat; einige Experten rechnen mit
einer Intensivierung des Handels
zwischen den USA und Indien, das
sich nicht am RCEP beteiligt hat.
Das von Columbia Threadneedle
Investments entwickelte Modell
für verantwortungsvolles Anlegen
beruht auf über 250 Millionen
Datenpunkten. Parallel dazu arbeiten
wir aktuell an einer Plattform, die sich
auf über drei Milliarden Datenpunkte
stützt. Die Daten decken etwa
90% des MSCI Emerging Markets
Index ab und geben uns Auskunft
darüber, ob ein Unternehmen einen
wirklichen Mehrwert hat oder nicht.
Selbst wenn ein Unternehmen einen
Datenpunkt nicht veröffentlicht, kann dieser mithilfe von maschinellem
Lernen von damit verbundenen Daten
abgeleitet werden. Beispiele hierfür
sind die Menge des verbrauchten
Wassers oder des entstandenen
Sondermülls. Auch wenn in
Schwellenländern noch immer
weniger Daten verfügbar sind, nimmt
die Offenlegung durch Unternehmen
in Reaktion auf den Druck von
Regierungen und großen Investoren –
wie Staatsfonds und Pensionsfonds
– rasant zu.
Themen in Schwellenländern
Eines der Themen, für die wir uns
interessieren, ist FinTech. Dies ist
ein spannender Bereich, da dadurch
die finanzielle Inklusion zunimmt.
Die Umstellung von Barzahlungen auf
digitale Transaktionen hat enorme
Vorteile; dieser Wandel geschieht
in einigen Schwellenländern sehr
schnell, und digitales Bezahlen
ist der erste Schritt in Richtung
Online-Banking. Zu den wichtigsten
Akteuren gehören Alipay und Tenpay
– Chinas Zahlungsdienste-Duopol.
Doch auch StoneCo und PagSeguro3
in Brasilien ermöglichen digitale
Zahlungen.
Im Bereich erneuerbare Energien sind
Länder wie China und Indien dabei,
diese Technologien in massivem
Ausmaß zu implementieren. Solarund
Windkraftunternehmen können
mit einer großen Zahl potenzieller
Verbraucher rechnen. Darüber hinaus
hat China Milliarden von Dollar an
Subventionen in Elektrofahrzeuge
gesteckt und ist weltweit führend in
dieser Branche.
Auch Bildungsunternehmen bieten
Chancen, da eine große Nachfrage
nach Online-Bildungsplattformen
besteht, die Kindern in ländlichen
Gebieten mehr Möglichkeiten eröffnen.
Die Macht des Dialogs
Der Austausch ist wichtig, um von
Unternehmen Daten zu erhalten und
sie bei der Verbesserung ihrer ESGPraktiken
zu unterstützen. Wir legen
unsere Ansichten dar und helfen den
Unternehmen bei der Verbesserung
ihrer Performance. Sagen wir zum
Beispiel, Sie sind Coca Cola und
Wasser ist eines Ihrer wichtigsten
Rohstoffe. Da liegt es auf der Hand,
dass Sie mit der Reduzierung von
Wasserverschwendung Ihre Gewinnund
Verlustrechnung verbessern
und Ihren freien Cashflow steigern
können. Die Zusammenarbeit mit
Unternehmen ist für diese ein
doppelter Gewinn: im Hinblick auf
ihre ESG-Performance und ihre
finanzielle Performance.
Viele politische Entscheidungsträger
handeln jetzt; sie setzen Ziele zu
erneuerbaren Energien und führen
Stewardship-Kodizes ein. Wir denken,
dass mit dem richtigen Team und
den richtigen Werkzeugen die
Voraussetzungen gegeben sind,
um Veränderungen voranzutreiben
und bei diesen an vorderster Front
mitzuwirken. Wir sind der Ansicht,
dass sich uns aktuell eine großartige
Gelegenheit bietet, um in dieses
Thema einzusteigen und mit einer
ESG-Strategie in Schwellenländern
anzulegen.