Die Entscheidung der EU sich bei den Bemühungen zur Verringerung der CO2- Emissionen auf die Gebäudemodernisierung zu konzentrieren, lässt ein umfangreiches Investitionsprogramm zur Transformation der Energieeffizienz erwarten. Sie spiegelt auch einen allgemeineren Trend auf dem gesamten Kontinent wider, an dem Columbia Threadneedle partizipieren möchte.
Die Europäische Union startet demnächst ein ehrgeiziges Programm zur Verbesserung der Energieeffizienz von öffentlichen Gebäuden und Wohngebäuden in ganz Europa. Daraus werden sich für Investoren in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich zahlreiche Chancen in vielen Sektoren ergeben – von Herstellern von Heizungs- und Kühlungssystemen bis hin zu Dämmstoffanbietern.
In dem im Sommer vorgestellten Aufbaupaket der EU1 wurde der Gebäudesektor als Schlüsselbereich zukünftiger Investitionen hervorgehoben, denn die EU sucht nach Möglichkeiten, die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auszugleichen und zugleich eine ökologische Wende herbeizuführen. Weitere Impulse lieferte die ehrgeizige EU-Strategie für eine „Renovierungswelle“, die im Oktober veröffentlicht wurde und Initiativen zur Dekarbonisierung vorantreiben soll, unter anderem durch die Renovierung von Gebäuden.
Im Bestreben der EU ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen, also die CO2-Emissionen bis 2030 (im Vergleich zu 1990) um 55 % zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu sein, hat die Politik erkannt, dass radikale Maßnahmen notwendig sind, die über den Energiesektor hinausgehen. Die Renovierung und Sanierung von Gebäuden könnte dabei eine wichtige Rolle spielen: Auf Gebäude entfallen mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU (36 %) und etwa 40 % des gesamten Energieverbrauchs. Vom EU-Gebäudebestand von rund 220 Millionen Gebäudeeinheiten gelten derzeit etwa drei Viertel als energieineffizient.
Zusätzlich zu einer möglichen EU-weiten Förderung werden einige Mitgliedstaaten wahrscheinlich ihre eigenen nationalen Renovierungspläne erarbeiten. So fördern einige Regierungen mit finanziellen Anreizen die Renovierung von Privat- und Wohngebäuden.
Das sollte Anleger aufhorchen lassen, denn die Aktienkurse spiegeln die positiven Auswirkungen dieser Investitionsoffensive noch nicht vollumfänglich wider. Der erwartete große Umfang der politischen Initiativen und Anreize dürfte in Kombination mit erheblichen öffentlichen Geldern beträchtliche Investitionsströme in Gebäuderenovierungen zur Folge haben, wobei Heizung, Kühlung und Dämmung im Mittelpunkt stehen. Es ist zu erwarten, dass die Aktienkurse einiger Unternehmen aus diesen Sektoren entsprechend steigen werden.
Ein langfristiges strukturelles Thema
Die EU verfolgt weitreichende Ziele. Die Treibhausgasemissionen von Gebäuden sollen bis 2030 um 60 % und der Energieverbrauch für Heizung und Kühlung um 18 % sinken. Um dies zu erreichen, soll die jährliche Renovierungsquote in den nächsten zehn Jahren von 1 % auf 2 % verdoppelt werden, wodurch die Energie- und Ressourceneffizienz von rund 35 Millionen Gebäuden verbessert werden soll.
Die Renovierungsinitiative erfährt natürlich starken politischen Rückhalt. Man geht nämlich davon aus, dass die Strategie nicht nur zum Erreichen der CO2-Emissionsreduktionsziele beitragen, sondern auch das Wirtschaftswachstum ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und gesellschaftliche Vorteile in Form von niedrigeren Energierechnungen (vor allem für einkommensschwächere Haushalte) mit sich bringen wird.
Dafür werden erhebliche Investitionen erforderlich sein. Zwar steht ein konkreter Finanzierungsplan noch aus, doch die EU hat ermittelt, dass jährliche Investitionen von rund 275 Mrd. Euro erforderlich sind. Die Finanzmittel werden sich wahrscheinlich aus öffentlichen Fördermitteln und privaten Investitionen, gefördert durch steuerliche Anreize und andere politische Initiativen, zusammensetzen.
Mit Blick auf politische Maßnahmen ist sehr viel in Planung. Bis Ende 2021 wird die Europäische Kommission im Rahmen der Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) neue verbindliche Mindeststandards für die Energieeffizienz vorschlagen. Sie wird auch die Vorgaben zum Energieausweis (Energy Performance Certificate, EPC) aktualisieren, um eine breitere Anwendung in den Mitgliedstaaten zu fördern. Tatsächlich gibt es hier noch Verbesserungspotenzial, denn in einigen Mitgliedstaaten verfügen weniger als 10 % des Gebäudebestands über solche Ausweise. Strengere Gebäudeanforderungen könnten in erheblichem Maße zur Mobilisierung umfangreicher privater Investitionen in dieses Thema beitragen.
Einpreisung von aktienchancen
Auch wenn die Regulierungsmaßnahmen den größten Teil ihrer Wirkung erst im Jahr 2021 entfalten werden, dürfte der Markt bereits vor Änderung der Rechtsvorschriften beginnen, Aktienchancen einzupreisen. Da die EU vorrangig Mittel für öffentliche Gebäude wie Schulen, Universitäten und Krankenhäuser bereitstellen wird, wäre es plausibel, wenn Unternehmen mit hohem Marktanteil in diesen Bereichen zuerst profitieren. Besonders rosig sind die Aussichten für Aktien führender Dämmstoffanbieter.
Die EU bekennt sich klar zu ihren Klimazielen und hat die Gebäudesanierung nun in den Mittelpunkt gestellt. Dieses politisch bestimmte strukturelle Thema wird die nächsten Jahre maßgeblich prägen. Noch steht es ganz am Anfang, und die europäischen Aktienmärkte müssen die Folgen erst noch in die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen einpreisen.
Nachhaltige Wirkung in Europa und Columbia Threadneedle
Nachhaltiges Investieren gehört zu den Schwerpunktbereichen von Columbia Threadneedle und stößt bei den Kunden auf wachsendes Interesse: ESG-Fonds und Nachhaltigkeitsfonds verzeichnen steigende Zuflüsse – in den USA wurden im ersten Quartal 2020 10,5 Mrd. US-Dollar in nachhaltige Fonds investiert,2, in Europa waren es 30 Mrd. Euro.3.
Die Strategie Pan-European Equity verfolgt das Ziel, in Unternehmen zu investieren, die nicht nur die Dinge richtig tun, sondern auch die richtigen Dinge tun. Wir sind überzeugt, dass sich Geschäftserfolg und eine weltverbessernde Wirkung nicht ausschließen müssen. Im Sinne dieser Philosophie überwachen wir die Unternehmen aktiv und tauschen uns regelmäßig mit dem Management und den Direktoren aus.